Die Jungs von Isolation Berlin lassen sich schwer in ein vorhandenes Muster pressen und das ist auch gut so. Einfallsreiche Texte mit Tiefgang und frische rock – und poporientierte Melodien, die einen zum nachdenken, tanzen, mitsingen und treiben lassen animieren. Die Kombinationen aus optimistischen Melodien und eher melancholischen Lyrics, wie zum Beispiel im Song „Aquarium“, zeigen den Einfallsreichtum der Band. Zwei so gegensätzliche Dinge schwingen im perfekten Einklang zueinander. Es macht Spaß den Jungs zuzuhören. Ob man gerade den schönsten Tag seines Lebens hat oder vom Liebeskummer geplagt ist, spielt dabei keine große Rolle. Sänger und Texter Tobi, scheint für so gut wie jede Situationen des Lebens die passenden Worte zu haben. Live überzeugten sie beim diesjährigen Immergut Festival auf ganzer Linie. Mit einem großartigen Sound, Wortwitz und Charme wickelten sie die Festivalbesucher um den Finger und erzeugten eine tolle Stimmung.
Im Anschluss hatten wir die Ehre, mit den Jungs im liebevoll eingerichteten Artist Wagon, ein Interview zu führen.
Also, wir fangen einfach mal ganz locker damit an, dass ihr euch für die Leser vorstellt. Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie seid ihr zur Musik gekommen?
Tobi (T): Okay dann fange ich mal an. Mein Name ist Tobias Bamborschke . Bekannt durch Funk und Fernsehen. Wer bin ich? Ich bin Sänger und Textdichter der Band Isolation Berlin. Ich wurde geboren in Köln – Im Jahre 0. Mit 13 Jahren bin ich dann nach Berlin gezogen, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Hab dann irgendwann in Punk Bands gespielt, dann Garagen Bands und kam an den Punkt an dem ich dachte, ich will was Neues machen. Mit meinen eigenen Texten und so… Als ich dann Max Bauer kennenlernte, haben wir erstmal jahrelang gejamt mit Akustik Gitarren, Jesus and Mary Chain gespielt, Isolation Berlin gegründet und jetzt sitzen wir hier.
Wann genau habt ihr Isolation Berlin gegründet?
T: Die Wörter flogen mir schon lange bevor wir die band gegründet haben im Kopf herum.Als dann die Frage nach dem Bandnamen aufkam, meinte ich lasst uns doch einfach Isolation Berlin nennen, da dies auch meine Situation in dieser Zeit sehr gut beschrieben hat. Nach einem Jahr war der Name dann Fest. Das war ungefähr vor vier Jahren, 2012.
Okay, aber welche Bedeutung haben die zwei Worte „Isolation“ und „Berlin“ für dich?
T: Ich habe mich irgendwie jahrelang mit Leuten umgeben, die mir nicht gut getan haben. Bei denen ich mich emotional isoliert gefühlt habe. Ich habe mich denen nicht mehr zugehörig gefühlt und konnte mit niemanden mehr reden. Ich habe immer gedacht, die interessieren sich gar nicht für mich. Irgendwann hab ich dann beschlossen einen Cut zu machen und mich von diesen Leuten, inklusive meiner damaligen Freundin zu trennen, da sie mir einfach nicht mehr gut getan haben. Tja und dann war ich halt alleine ( lacht ) … und damit begann dann die Isolation. Allein durch die Straßen laufen … Aber in Berlin ist es irgendwie eine besondere Isolation, in dieser riesigen Stadt die alles hat. Es ist ja nicht so das du irgendwo wohnst und dir denkst – ich möchte hier raus, hier passiert gar nichts. Dann hat man einen Sehnsuchtsort. Aber ich war ja schon in Berlin wo man eigentlich alles haben kann und hab mich trotzdem total isoliert gefühlt. Es gab nix was mich begeistert hat und auch keine Menschen die mich begeistert haben, oder denen ich mich verbunden gefühlt habe. Ja und dann kamen die zwei Worte die diesen Zustand perfekt beschrieben haben.
Was hört ihr zur Zeit für Musik?
T: Ich habe die letzten 3 Tage die kompletten Werke von Nino aus Wien chronologisch durchgehört. Ich bin grad auf so einem Trip und höre von den Musikern die kompletten Werke durch, um zu sehen wie sie sich so entwickelt haben. Ansonsten hören wir ziemlich viel den Ringer, die muss man auf jeden Fall auf dem Schirm haben.
Einige deutsche Künstler versuchen mit englischen Texten die internationale Bühne für sich zu gewinnen. Wieso habt ihr euch dafür entschieden bei der eigenen Sprache zu bleiben?
T: Ich war damals super depressiv und habe die ganze Zeit nach Songs gesucht, die meine Gefühle und meinen Zustand beschreiben – aber leider nichts gefunden. Ich wollte aber auch nicht jahrelang warten bis sie jemand anders schreibt, sondern dachte mir, ich schreibe sie einfach selbst. Und dann habe ich sie halt auf deutsch geschrieben, weil deutsch die Sprache ist, die ich schon mein ganzes Leben spreche und in der ich alles genau so ausdrücken kann, wie ich es meine. Ich habe mich auch davor schon ziemlich lang mit deutscher Lyrik beschäftigt. Die größte Inspiration zu schreiben war für mich definitiv Hermann Hesse.
Wie viel von den Dingen in deinen Texten ist an deinen tatsächlichen Erlebnissen und Leben orientiert?
T: 100 Prozent!
Wenn ihr euch vorstellt, ihr könntet irgendein anderes Jahrzehnt, oder eine andere Epoche erleben. Welche wäre es für euch?
T: Mittelalter wäre schon geil. Oder ins Jahr 0 zu Jesus .Den kennenzulernen wäre sicher auch interessant ( lacht ) …
Was bedeutet Mode für euch? Ist es für euch auch eine Form von Ausdruck neben der Musik?
T: Wir haben uns halt immer angezogen was wir cool fanden und sind beeinflusst durch Leute die wir cool finden.
Das sind zum Beispiel?
T: The Jesus and Mary Chain zum Beispiel. Es gibt so viele Leute . Man orientiert sich halt an seinen Idolen. Früher waren es die Ramones. Da hab ich mich total nach den Ramones gerichtet. Wollte ein Ramone sein. Aber im Großen und Ganzen ziehen wir an was uns gefällt und geben dieser Sache nicht zu viel Bedeutung.
Werdet ihr manchmal mit Leuten verglichen?
T: Nein, das passiert mir eigentlich nie. Naja, Rio Reiser … Dann heißt es – er will aussehen wie Ian Curtis und der andere sagt, er will aussehen wie Rio Reiser und das
sind halt komplett verschiedene Menschen. So ein Schwachsinn. Damals hatte ich mal einen Locken Afro. In einem Späti meinte dann eine Frau „ Du siehst aus wie… ATZE SCHRÖDER“ ( lacht ) …
Habt ihr ein Lieblingsteil in eurer Garderobe, das gänzlich unverzichtbar für euch ist?
T: Also ohne Socken kann ich nicht aus dem Haus gehen!
Und deine Lederjacke?
T: Ja die Jacke trage ich auch sehr gern, die Mütze auch. Aber das sind beides Sachen auf die ich verzichten kann. Ohne Socken geht gar nix.
Wir halten fest. Socken sind wichtig! ( lachen ) Wie sieht euer Tourkoffer von innen aus?
T: Ich hab auf jeden Fall immer mein Kapodaster in der Tasche. Das vergesse ich ständig, deswegen muss ich das immer dabei haben.
Wenn ihr ein halb gefühltes Glas Bier vor euch habt … ist es Halb voll oder halb leer ?
T: Wenn noch Bier da ist, ist es halbvoll. Wenn keins mehr da ist, ist es halb leer.
Besser hätte man darauf nicht antworten können! Vielen Dank für das Interview Jungs.
Stay tuned..
xx Jules & Christian