Samstag. 11 Uhr. Die Sonne steht schon über der Stadt aus Eisen und bringt spätestens jetzt den letzten Tänzer auf dem Sleepless Floor zum Schwitzen. In unmittelbarer Nähe zu schlaflosen Volk und dröhnenden Bass-Boxen haben wir die Jungs von Kytes getroffen. Kytes, das sind vier Freunde aus München. Michi (Gitarre, Gesang), Kerim (Gitarre), Tim (Schlagzeug) und Thommy (Bass, Synthesizer). Was es mit ihrem Namen auf sich hat, warum es etwas ganz Besonderes für die Jungs ist auf dem Melt! zu spielen und was sie nach Brighton verschlagen hat verraten sie hier im exklusiven Interview.
Stellt euch unseren Lesern zuerst einmal vor – wer seid ihr und wo kommt ihr her?
Wir sind die Kytes und wir kommen aus München.
Wie kamt ihr zur Musik und wie habt ihr euch kennengelernt?
Wir kennen uns schon ewig (alle bejahen und grinsen). Wir kennen uns eigentlich gar nicht durch die Musik, sondern eigentlich über die Schule, den Fußballverein, das Zeltlager, Kindergarten, die Krabbelgruppe – wir kennen uns schon echt ewig und haben dann irgendwann in der Schule angefangen Musik zu machen. Wir haben zu dieser Zeit viel Blink-182 gehört und das war auch der Grund warum wir Musik machen wollten. Wir haben angefangen in einem kleinen ‚Musikkamerl’, das war so ein Musik-Abstellraum, wo alle kaputten Instrumente gesammelt wurden. Dann haben wir da auf 10qm ein bisschen Blink gecovert und Green Day und ja was man halt so macht mit 13.
Also gibt es Kytes eigentlich schon sehr lange oder kam es eher später zu der richtigen Gründung?
Also Kytes gibt es jetzt seit einem Jahr. Wir 4 machen jetzt seit 5 Jahren zusammen Musik. Vor einem Jahr haben wir uns dann dazu entschieden zusammen ein neues Projekt zu starten. Wir haben jetzt alle schon sehr lange Musik gemacht in verschiedenen Kombinationen und wollen es jetzt nochmal so wirklich wissen – etwas ernsthafter.
Durch was für Genres seid ihr denn noch gegangen?
Wir hatten auch eine sehr intensive Indie-Zeit, in der wir nur Bands wie Mando Diao und Arctic Monkeys gehört haben. Tommy kommt auch teilweise eher so aus dem härten Bereich und wir drei hatten auch mal so eine Hip Hop Phase. Und mit der Zeit wurde alles dann etwas elektronischer.
Was bedeutet euer Bandname Kytes?
Es gibt so ein paar praktische Gründe dafür. Unsere Schülerband hieß ‚Blind Freddy’ und wir hatten einfach keine Lust mehr so einen ‚spackigen’ Namen zu haben – ‚Wer ist denn der Freddy von euch und wer ist blind?’. Dann ahben wir gesagt wir hätten gern einen kurzen Namen, etwas was auf der Bühne schön aussieht wenn man es schreibt und auch etwas das man sich schnell merken kann. Dann hatten wir so ca. 20 Vorschläge mit jeweils 1 Wort und am Ende ist es dann der Name Kytes geworden.
Wolltet ihr schon immer Musiker werden?
Kerim: Ich wollte mal Hubschrauberpilot werden.
Michi: Ich wollte als ich noch klein war mal Pfarrer werden und zwar weil ich dachte man muss nur am Sonntag arbeiten. Ich war immer schon ein fauler Sack (alle lachen).
Mit der Musik ist es ja nun nicht mehr so, dass ihr euch viel ausruhen könnt. Ihr seid ja viel am Rumreisen. Wie gefällt euch das Tourleben?
Voll geil! Das Einzige was man noch ändern könnte, wäre wenn man noch schneller von A nach B kommen würde – das wäre so fett! Und es könnte öfter besseres Essen geben, wobei hier auf dem Melt! Ist das Essen echt gut.
Ihr seid also gut versorgt hier auf dem Melt!. Wie gefällt es euch hier so generell auf dem Festival?
Alleine der See und das Wetter sind super, wir würden jetzt nicht so reden wenn es richtig doll regnen würde.
Was packt ihr in euren Koffer wenn ihr auf Tour geht? Was darf auf gar keinen Fall fehlen?
Boxershorts und Socken. Unsere rote Boombox zum Musikhören, die ‘Brudiletten’, Zahnbürste ist schon auch wichtig sowie Kopfhörer wenn man mal kein Bock auf alles andere hat und ein Kissen!
Habt ihr Lieblingsfestivals und Locations, die ihr bespielt?
In München auf jeden Fall die Muffathalle und das Teathron. Sonst aber so außerhalb von München muss man schon sagen, dass Ferropolis eine der krassesten Locations ist, in der wir bisher je gespielt haben. Aber prinzipiell muss man zum Melt! Auch noch dazu sagen, dass wir selbst sonst auch schon ein paar Mal als Besucher hier waren und letztes Jahr noch darüber philosophiert haben wie krass es wäre, wenn wir nächstes Jahr hier spielen könnten. Und es ist schon wirklich eine Ehre für uns, dass wir hier spielen dürfen, weil uns gibt es halt auch erst ein Jahr, also noch relativ neu. Vergleichbar mit eurem Projekt, das ist ja auch sehr frisch.
Gibt es denn irgendetwas wo ihr sagt, da würdet ihr unbedingt mal spielen in Zukunft? Letztes Jahr war der Wunsch Melt! Was wäre so der nächste Step?
Voll gern mal aus Deutschland raus und vielleicht in England – Glastonbury wäre halt mega. Oder das Roxy in LA. Also ja generell haben wir schon echt Lust auf international Sachen, weil wir halt auch der Meinung sind, dass wir auch durch unsere englischen Text und den Sound auch international Anklang finden würden.
Ihr habt ja euer Musikvideo in Brighton gedreht, wie kam es dazu?
Wir wollten raus aus München und es war das aller erste Musikvideo was wir je gedreht haben. Wir wollten nicht, dass man uns sofort mit München assoziiert. Wir fanden die Häuser und den Strand in Brighton voll schön und haben uns gedacht das sei eine tolle Location für unser Musikvideo. Dann sind wir dahin gefahren mit dem Bus. Hatten unterwegs noch eine Panne mit unserem Bus in Brighton, mussten unser Zeug zu dem Set tragen und haben das Schlagzeug z.B. auf einem Longboard transportiert. Wir hatten auch sehr viel Glück mit dem Wetter – Glück im Unglück im Endeffekt.
Was war die letzte Platte, die ihr euch gekauft habt?
Tim: Moderat und Black Keys
Kerim: Crystal Fighters
Was sind eure musikalischen Vorbilder?
Foals, auf die können wir uns alle einigen – die Band Lieblinsgband.
Wenn ihr euch musikalisch und modisch auf eine Zeitreise begeben könntet, was wäre ein Jahrzehnt, in das ihr gern zurück würdet?
Michi: 70er Jahre, ich wäre so ein krasser Hippie-dude. Ich würde die ganze Zeit nur barfuß rumlaufen und mildes Weed rauchen. (alle lachen)
Tim: Ich hätte gern die Grunge Zeit aktiver miterlebt, so mit 15 z.B. als Nirvana ganz groß waren. Aber ich kann es nicht so genau sagen.
Thommy: Ich finde irgendwie die 50er Jahre ziemlich faszinierend, da sind alle so adrett im Anzug rumgelaufen – da können sich ein paar Leute echt ‚ne Schiebe von abschneiden. Aber ansonsten finde ich sollte jeder das tragen worauf er Lust und Laune hat, egal in welcher Zeit wir grade leben.
Kerim: Ich bin froh die 90er Jahre als Kind miterlebt zu haben.
Was bedeutet Mode für euch und was für eine Rolle spielt Mode in eurem Alltag?
Das haben wir in unserem Band-Dasein dazu gelernt, dass es halt schon irgendwie wichtig ist was man anzieht. Irgendwann waren wir auch an dem Punkt, an dem wir festgestellt haben, dass kurze karierte Hosen einfach nicht wirklich vorteilhaft sind auf der Bühne und haben beschlossen die von der Bühne zu verbannen. Irgendwie möchte man ja schon, dass die Outfit zu der Musik die man macht passen.
Habt ihr Lieblingsteile in eurem Kleiderschrank?
Michi: Meine Lederjacke, die haben wir geschenkt bekommen von Urban Outfitters für unseren Videodreh in Brighton. Da haben Kumpels von mir hinten auf den Rücken Kytes draufgesprüht und die geb’ ich nie wieder her.
Kerim: Ich werde mein Leben lang schwarz Chucks tragen. Mir ist letztens aufgefallen, dass fast niemand Chucks mehr trägt. Momentan ist voll die Sneakerzeit und Sneaker sind momentan grade viel aktueller als Chucks.
Tim: Meine Sneaker, die sind einfach so bequem.
Habt ihr einen Good-Morning-Shower-Song?
Foals – gold.
Thommy: Ich habe tatsächlich eine wasserfeste Bluetooth-Box, die man sich in die Dusche hängen kann und da höre ich dann tatsächlich die EP von Claire bzw. das halbe Lied was ich brauche zum Duschen (lacht).
Michi: Was mich irgendwie an Morgens erinnert ist ‚Clint Eastwood’ von den Gorillaz.
Habt ihr ein ‘Rezept zum Kreativsein’?
Inzwischen gibt es so Schreibephasen. Am Besten ist wenn man irgendwo ist, wo einen nichts ablenkt – weg vom Alltag. Du bist nur irgendwo mit der Band und kannst Sachen ausprobieren und machen worauf du Lust hast. Das ist super wichtig einfach mal rauszukommen und auch mal keine Termine zu haben, sondern einfach mal die Zeit haben um Kreativ zu sein – Isolation. Es passiert echt selten, dass mal ein Track on the road entsteht. Wobei ein eigenes, kleines Studio im Bus schon auch echt cool wäre, wobei dafür ist unser Bus viel zu klein momentan.
Ihr geht jetzt auf große Tour. Was ist das für ein Gefühl? Freut ihr auf die Tour?
Wir freuen uns nicht auf das viele Fahren aber auf die Konzerte umso mehr. Es ist einfach ein total tolles Gefühl, wenn du wo spielst und du eigentlich niemanden kennst und fremde Leute singen deine Lieder mit und tanzen dazu.
Vielen Dank für diesen schönen Plausch, ehrliche Worte und nicht zu vergessen einer Menge Stellen mit Witz zum Schmunzeln. Es war uns ein Vergnügen mit euch auf dem Melt! zu tratschen. Wenn ihr Kytes live erleben wollt, habt ihr dazu noch einige Male dieses Jahr die Möglichkeit, denn die Jungs gehen auf große Tour in Deutschland und Österreich. Die aktuellen Tourdaten von Kytes könnt ihr hier nachschauen.
Stay tuned..
xx Jules & Christian
http://www.facebook.com/kytesmusic