Charlotte Brandi und Matze Pröllochs, besser bekannt als „Me and My Drummer“, haben im Februar diesen Jahres ihr zweites Album „Love is a Fridge“ veröffentlicht. Bei den Kritikern stieß es durchweg auf vollste Zustimmung und wurde teilweise sogar als ein Meisterwerk im Indie Pop Bereich betitelt. Wir trafen die beiden auf dem Hinterhof einer Hamburger Venue, mitten im Herzen von St. Pauli, zum Gespräch.
Ihr habt im Februar euer zweites Album mit dem Titel „Love Is A Bridge“ veröffentlicht. Nachdem das Album vorerst im Kasten war, habt ihr euch dafür entschieden, es noch einmal komplett neu zu überarbeiten. Wie kam es zu diesem Entschluss?
Charlotte: Wir haben zuerst einen Weg eingeschlagen, der technisch nicht dem Anspruch gerecht wurde, den wir an Musik stellen. Aus diesem Grund mussten wir Songs verwerfen, oder sogar komplett neu Aufnehmen. Im Endeffekt war es Teil eines Lernprozesses, den wir während der Arbeit am Album erfahren haben. In Sachen Aufnahme, Produktion, Arrangement, konnten wir sehr viel dazu lernen, was dazu führte, dass der Sound immer besser und unseren Erwartungen gerecht wurde.
Einige Songs wurden aber lediglich neu überarbeiten und nicht komplett verworfen, richtig?
Charlotte: Ja genau!
Matze: Manche sind übrig geblieben, aber das war nur ein kleiner Teil. Der Rest ist in der neuen Produktion neu entstanden.
Habt ihr euch die verworfenen Songs seitdem nochmal angehört?
Charlotte: Ja tatsächlich. Über einen Song der rausgeflogen ist reden wir im Moment sogar wieder öfter. Das war eine beatlastige Nummer mit Saxophon, die ein wenig abstrakt klingt. Das Abstrakte war bei dem Song der falsche Weg und sowas fällt einem dann mit ein wenig Abstand auf. Wir wollen zwar immer gerne ein wenig uneindeutig komponieren, aber das kann dazu führen, dass man den Faden verliert. Ich habe so viele Melodien in meinem Kopf, die in den Skizzen nicht zum glänzen kommen, weil sie in zu starker Konkurrenz zu anderen stehen. Das sind dann Melodien in einem Song, die für fünf Songs reichen würden. Dementsprechend setzen wir beim Produzieren auch darauf, manchmal weniger statt mehr zu nutzen.
Ihr zwei habt euch am Theater in Tübingen kennengelernt. Dort habt ihr gemeinsam Musik für Inszenierungen komponiert und geschrieben. Sind in diesem Bereich auch wieder Projekte oder Kooperationen geplant?
Matze: Derzeit haben wir nix konkretes geplant, aber wir denken da immer wieder drüber nach.
Charlotte: Wir hätten da sehr große Lust drauf !
Matze: Ja sowas nochmal zu machen wäre wirklich cool.
Ist das Theater auch eine Sache die euch in eurer Arbeit besonders inspiriert ?
Charlotte: Theater nicht unbedingt. Das Theater war mehr wie eine Schule. Wir waren auf keiner Pop Akademie und sind auch keine studierten Musiker. Wir sind mehr oder weniger Autodidakten. Matze hatte damals einen sehr guten Schlagzeuglehrer und ich habe mir sehr viel selbst beigebracht. Deswegen war das Theater so eine Art letzte Station in einem Ausbildungsprozess. Was ist eine Bühne, was bedeutet Spannung, was ist Inszenierung überhaupt? Das waren Dinge die wir in dieser Zeit gelernt und verstanden haben. Was mich besonders inspiriert ist die Poetik im Leben. Eine Narration zu finden und zu sehen, wie man gewisse Dinge aus anderen Blickwinkeln beschreiben und erzählen kann. Ansonsten haben wir auch Phasen in denen wir uns rein musikalisch inspirieren beim Jammen.
Gibt es Personen die euch besonders geprägt oder beeinflusst haben ?
Matze: Ich habe eine sehr lange Zeit, sehr viel Elliott Smith gehört. Das war für mich auf jeden Fall eine große Inspiration. Und immer wieder verliebt man sich mal in eine Band, oder einen Künstler und holt sich da ein bisschen was an Einfluss und Ideen für die eigene Arbeit ab.
Charlotte: Für mich ist Pina Bausch so eine Frau, mit der ich mich oft gut identifizieren kann. Sie hat ihre Arbeit mit so viel Ernsthaftigkeit und Leidenschaft gemacht. Das finde ich wirklich beeindruckend! Es ist irgendwie ein schönes Gefühl zu wissen – hey so jemanden gab es mal. Astrid Lindgren ist noch ein gutes Beispiel. Sie benutzt nur ihr eigenes Leben als Quelle für ihre Kunst, was ich wunderschön und sehr radikal finde. Sie hätte ja auch eine coole Erwachsenenautorin sein können, aber sie ist eine krass coole Kinderbuchautorin geworden. Sie ist ihrer Linie treu geblieben und hat diese mit viel Leidenschaft gefühlt. Das verdient definitiv meine Anerkennung und Bewunderung. Ach und noch ein Tipp für die Leser – hört euch „Micachu And The Shapes“ an! Das ist eine Band die mich wirklich krass inspiriert.
Was war die letzte Platte die ihr euch gekauft habt ?
Matze: Ich hab für uns beide Selda Bagcan gekauft. Außerdem noch eine EP von Klaus Johann Grobe, eine äthiopische Funk/Latin Platte und das neue Nick Cave Album.
Charlotte: Vor den eben genannten war ich in Warschau und habe mir Krzysztof Penderecki Platten gekauft. Die sind echt der Wahnsinn. Wenn du dir das anhörst, pustet das erstmal deinen Kopf frei von allem, was du bisher an Musik gehört hast.
Gibt es einen Song den ihr auf eine einsame Insel mitnehmen würdet?
Matze: Charlotte hat kürzlich erst die ganze Zeit „Playground Love“ von „Air“ gehört. Den finde ich echt sehr gut. Ich glaube den könnte ich mir sehr gut vorstellen, da der einen nicht über ist, nach zwei, drei mal hören.
Charlotte: Ich finde auch „Jubilee Street“ von „Nick Cave“ würde so oft hintereinander funktionieren.
Inwieweit spielen eure Outfits bei euren Auftritten eine Rolle?
Matze: Ich mache mir darüber schon Gedanken, aber habe jetzt keine speziellen Bühnenkostüme. Mir persönlich geht es auf alle Fälle nicht darum, eine andere Person darzustellen, wenn ich auf die Bühne gehe.
Charlotte: Mir schon. Voll! Das ist vielleicht echt ein Unterschied zwischen uns beiden. Es geht eigentlich darum, einfach etwas anderes anzuziehen, als den ganzen Tag vor dem Auftritt. Manchmal male ich mir auch Punkte unter die Augen, weil man sagt, das fängt den bösen Blick. Ich glaube einfach das es wichtig ist, die Persona vor dem Auftritt zu verändern, indem man sich umzieht und vorbereitet.
Wie ist der Blick ins Publikum für euch? Seht ihr während den Shows auch die Gesichter, oder seht ihr eine große, gesichtslose Masse?
Matze: Man sieht und hört total viel! Ich glaube das schätzen die Leute manchmal komplett falsch ein. Natürlich sieht man das Publikum nicht, wenn das Licht grade eine spezielle Einstellung hat, aber die meiste Zeit erkennt man die Menschen sehr gut.
Was packt ihr in euren Koffer, wenn es auf Tour geht ?
Charlotte: Mehrere Outfits, Kosmetika und ein paar gute Bücher.
Matze: Ich nehme immer Vitamin C -Tabletten mit.
Was für Bücher lest ihr im Moment ?
Charlotte: Ich hab meistens einen Gedichtband von Rilke dabei. Den schlage ich dann einfach mal gerne auf, um ein zwei kleine Gedichte zu lesen. Das ist wie gesunde Ernährung für den Kopf. Ansonsten habe ich grad erst die Memoiren von Stefan Zweig mit dem dem Titel „Die Welt von Gestern“ gelesen.
Habt ihr ein Lieblingsteil in eurer Garderobe ?
Charlotte: Bei mir ist es die Jacke die ich heute trage. Die habe ich vor zwei Tagen gefunden. So eine habe ich mir einfach schon immer gewünscht und ich liebe sie jetzt schon total.
Matze: Ich habe durchaus tolle Erinnerungen bei manchen Stücken in meinem Kleiderschrank. Explizit ein Teil was ich favorisiere habe ich allerdings nicht.
Wir danken Charlotte und Matze für die tollen Antworten und sind gespannt, was wir in Zukunft von ihnen hören werden.
Stay tuned..
xx smoke and echoes
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